PSYCHOTHERAPIE

 

6,6 Millionen Deutsche waren in einer Psychotherapie . Zwei Drittel von Ihnen hat sie geholfen . Trotzdem ist das Thema für viele immer noch ein Tabu .

 

Wer unter Zahnschmerzen leidet , geht zum Zahnarzt . Wer sich ein Bein bricht , lässt sich in der Klink behandeln , und wer Mandelentzündung hat , nimmt Medikamente . Was aber tut derjenige , der unter Panikattacken , unkontrollierbaren Ängsten , Depressionen , Zwänge oder einer anderen psychischen Krankheit leidet ? Er verdrängt sie meist , so lange es geht . Denn viele Betroffene haben Angst , als unberechenbar , weniger liebenswert oder charakterschwach zu gelten oder gar als verrückt abgestempelt zu werden . Psychische Erkrankungen sind jedoch keine Seltenheit Zwischen 18 und 65 Jahren , das sind 15,6 Millionen , leiden zur Zeit unter einer oder mehereren psychischen Erkrankungen . Ganz oben in der Skala der Probleme stehen Angststörungen und Depressionen sowie somatoforme Störungen . Bei letzteren wird das seelische Leiden von körperlichen Symptomen , wie etwa Schwindel , Rücken - oder Kopfschmerzen , begleitet und bleibt deshalb oft unbekannt . Je nach Alter treten unterschiedliche psychische Erkrankungen gehäuft auf : Phobien , Drogenprobleme , Ess - und somatoforme Störungen kommen bei unter 20- jährigen deutlich häufiger vor ; Ältere kämpfen eher mit Depressionen , generalisierter ( allgemeiner ) Angst , Panikstörungen und Alkoholproblemen .

Der Leidensdruck entscheidet

Eine Diagnose muss nicht automatisch eine Behandlung nach sich ziehen . In einer Großstadt kann jemand eine spezifische Phobie , etwa die Angst vor Spinnen , gut im Griff haben . Etwas anderes ist es jedoch , wenn dieser Mensch ein altes Haus auf dem Land beziehen will . Dann kann das große Probleme verursachen . Betroffene sollten sich zunächst fragen : " Wie hoch ist mein Leidensdruck ? Wie stark schrängt sich das Problem mein Leben ein ? Bin ich bereit , über meine Schwierigkeiten mit Fremden zu reden und mir helfen zu lassen ? Wer sich behandeln lassen will , ist jedoch noch lange nicht am Ziel . Auf der Suche nach Unterstützung braucht der psychisch Kranke viel Ausdauer und eine Portion Glück . " Noch immer benötigt ein Patient im Durchschnitt etwa 7 Jahre , bis die richtige Diagnose gestellt wird . "  Und wenn die Diagnose feststeht und eine Behandlung dringend nötig ist , folgt das nächste Hindernis : lange Wartezeiten . Es dauert etwa ein halbes Jahr , bis ein Platz bei einem geeigneten Therapeuten frei wird .

 

Welche Therapie zahlt die Kasse ?

Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten normalerweise nur kognitive Verhaltenstherapie , tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse . Im Rahmen eines Klinikaufenthals übernimmt die Kasse auch die Kosten für andere Verfahren , wie Körper - und Kunsttherapien ( zum Beispiel Musik - und Maltherapie ) .  " In der Kinder - und Jugendpsychiatrie wird vorwiegend systemorientiert behandelt . Diese Kosten werden von der Kasse übernommen . " In Ausnahmefällen geht das auch ambulant .

 

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse geht davon aus , dass der Mensch frühkindliche beschämende und schmerzhafte Erlebnisse verdrängt . Doch diese wirken unbewußt im Alltag weiter , bestimmen unsere Verhaltensmuster oder können krank machen und beispielsweise zu Depressionen oder Zwangsstörungen führen . Mit Hilfe psychoanalytischer Methoden wie Traumdeutung , freie Assoziation von Gefühlen und der Übertragung auf den Analytiker - er steht stellvertretend für wichtige Bezugspersonen des Patienten  - werden die verdrängten Konflikte bewusst gemacht , und Störungen können gemildert oder aufgelöst werden . Bei der " klassischen " Analyse liegt der Patient auf der Couch , der Analytiker sitzt am Kopfende .

 

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Auch die Tiefenpsychologen gehen davon aus , dass nichtbewusste Kräfte unser Handeln beeinflussen und große Bedeutung für die körperliche und seelische Gesundheit haben . Kernpunkt dieser Therapie : anhand eines oder meherer aktueller Probleme erlebte Gefühle aufzuarbeiten und in Bezug zu wichtigen Erlebnissen und bestimmten Beziehungsmustern in der Kindheit zu bringen , zum Beispiel bei Ess - oder Persönlichkeitsstörungen . Alte , oft verdrängte Gefühle leben wieder auf . Das Verarbeiten dieser Zusammenhänge macht eine bewusste Auseinandersetzung  mit den Erfahrungen möglich ; das wiederum erleichtert den Umgang mit den aktuellen Schwierigkeiten .

 

Kognitive Verhaltenstherapie

Zunächst wird festgestellt , welche gefühlsmäßigen Schwierigkeiten und Verhaltensprobleme der Patient hat und wann sie auftreten . Dann setzt er sich der Situation aus , die Probleme verursacht . Wer etwa Angst vor großen Höhen hat , steigt auf einem Fersehturm . Psychologen nennen das Expositionstraining . Dabei erfährt der Betroffene , dass seine Ängste abklingen und er die Situation durch Gedanken und Gefühle beeinflussen kann . das zweite Standbein , die kognitive Therapie  ( kognitiv = erkennend ) , zielt darauf , im Gespräch Einschätzungen und Bewertungen zu hinterfragen und neue , hilfreiche Strategien zu entwickeln und anzuwenden . " Wer unter Depressionen leidet , kann mit dem Verfahren sinnvollere Denkmuster und neue Aktivitäten aufbauen . "

 

Systematische Therapie und Familientherapie

Diese Therapie wird oft von einem Therapeutenteam durchgeführt . Der Grundgedanke : Symptome oder Krankheiten haben eine Funktion , etwa in der Familie  die Beziehungen zu stabilisieren . Deshalb wird oft nicht nur ein Familienmitglied behandelt , sondern das Paar oder die ganze Familie . Mit " zirkulären Fragen " sollen alle Betroffene angeregt werden . Alternativen ihrer Sicht und ihres Verhaltens zu finden . Eine solche Frage könnte lauten : " Wann wird Sophie wieder in den Hungerstreik treten ?  Wer aus der Familie fühlt sich dann am meisten belastet ? "  Auf dieser Weise wird jeder angeregt , über Wechselwirkungen nachzudenken und die eigenen Verhaltensmuster besser zu erkennen . Die Therapeuten erhalten dabei Informationen darüber , wie die Beziehung funktionieren . Sie machen anschließend Verhaltensvorschläge und achten darauf , dass alle Mitglieder zu ihrem Recht kommen . " Auch wenn die systemische Therapie offiziell bisher nicht von den Krankenkassen bezahlt wird , führen beispielsweise viele Verhaltenstherapeuten oder tiefenpyschologisch arbeitende Psychotherapeuten systemtherapeutische Vorgehensweisen innerhalb ihrer Verfahren durch  - einfach weil sie wirksam sind . "

 

Hypnotherapie

Der Therapeut versetzt den Patienten mithilfe von Hypnose in Trance . Ein Bewusstseinszustand  , bei dem sich der Patient auf sich selbst konzentriert und seine Selbstheilungskräfte durch Vorstellungskraft anregt . Bilder und Symbole wirken tief in der Seele . " Mit Hypnose lernen Menschen zum Beispiel , ihre Körperwahrnehmung  so zu verändern , dass Schmerzen keine so große Rolle mehr spielen . "

 

Psychotherapien  im Überblick

 

Name Was ist das ? Hilfe vor alleim bei Dauer Kosten / Anmerkung
Kognitive Verhaltenstherapie

Konffrontation mit den problemauslösendenSituationen,Gewöhnung tritt ein,alte Muster werden überdacht,neue Strategienentwickelt 

Depressionen,Angst,Phobie,Essstörungen,Stress,Schmerz;besonders erfolgreich,wenndas Problem nicht schon viele Jahre besteht 25-45 Std. in Ausnahmefällen bis zu 80 Std. Kasse zahlt/wissenschaftlich belegt
Psychoanalyse Zugang zu unbewusstenStörfaktoren durch freies Assoziieren von Gefühlen,Träume und Erinnerungen Neurosen,somatoformen Erkrankungen,sexuellen Störungen,Depressionen 300 Std. und mehr ,Langzeittherapie Kasse zahlt bis zu 300 Std./wissenschaftlich kaum belegt
Tiefenpsych. -fundierte Psychotherapie Die kleine Schwester der Psychoanalyse ( s. o. ) Depressionen,posttraumatischen Problemen,psychosomatischen und somatoformen Störungen Bis 100 Std. Kasse zahlt/wissenschaftlich belegt
Hypnotherapie

Mit Hilfe des Therapeuten bekommt der Patient unter Hypnose Zugang zu seinem Unterbewussten

Stress,Angst,Schlafstörungen,psychosomatischen Beschwerden,Schmerzen Meist zwischen 1 und 80 Std. Kasse zahlt/wissenschaftlich für einige Störungen belegt
Systematische Therapie und Familientherapie Nicht die Einzelpersonen,sondern das gesamte System,zum Beispiel die Familie,steht im Zentrum Entwicklungs- ,Sprach-,Lern- und Essstörungen ( unter 18- Jährige ),bei Erwachsenen u. a. Leistungsstörungen,Depressionen,Sucht 5 bis 50 Sitzungen,oft 90 Minuten 40-50 € /45 Min.,Kassezahlt bei stat. Aufenth./wissenschaftlich Beläge noch unklar
Gesprächstherapie Klärungsorientiertes Verfahren (Heilg. durch Einsicht ) .Der Patient erzählt,was ihn bewegt,der Therapeut hört zu Akuten Lebenskonflikten u. emotionalen Krisen ( Berufswechsel,Scheidung ) ,auch bei psychischen Störungen Rund 20 Std. 60-70 € / 50 Min. Kasse zahlt nicht / wissenschaftlich belegt
Kunst - und Musiktherapie Nur durch Malen,Tanzen,Musizieren kommt der Patient mit seinen Gefühlen in Kontakt - stärkt Selbstwertgefühl Verhaltensgestörten Kindern mit Angststörg. oder Gewaltfahrg; bei Psychosen,Essstörung,Stress Mehrere Stunden Kasse zahlt bei stat. Aufenth./ wenige kontrollierte Studien

 

 

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