Wenn die Seele nicht satt macht

 

Immer mehr Menschen erkranken an Bulimie.Doch es gibt Auswege aus der gefährlichen Ess-Brechsucht

Das Streben nach der Idealfigur,der Wunsch nach Anerkennung und der hohe Anspruch an sich selbst,perfekt zu sein,führen in den Teufelskreis der Ess-Brechsucht

Obwohl sich immer mehr Menschen mit dem Thema gesunde Ernährung beschäftigen und das Wissen darüber in der Bevölkerung steigt,nimmt gleichzeitig die Zahl der Bulimiker zu.Doch der Vergleich hinkt.Denn für diese schwere psychische Erkrankung,unter der derzeit offizielle rund 6000 000 Frauen zwischen 15 und 35 Jahren leiden (die Dunkelziffer wird auch noch einmal so viel geschätzt),sind ganz andere Faktoren verantwortlich. "Das Streben nach einer Idealfigur und der Wusch nach Anerkennung,gespaart mit dem Anspruch an sich selbst,perfekt zu sein,führen in den zerstörerischen Teufelskreis der Ess-Brechsucht.Dabei ist Bulimie längst keine reine Frauenkrankheit mehr.Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Bonn und des DIET in Aachen sind von den insgesamt Betroffenen ungefähr 10% Männer,Tendenz steigend.Wie bei den Frauen,sind die meisten Patienten in der Altersgruppe zwischen 15 und 35 Jahren anzutreffen.Und wie bei den Frauen liegt der Hauptgrund im gesellschaftlichen Druck und Schönheitsideal. "Die Männer träumen von Waschbrettbauch,schmalen Hüften,breiten Schultern und prallen Muskeln.Für diese Ideale opfern sie bereitwillig ihre Gesundheit,gehen ins Fitness-Center,nehmen Anabolika,kasteien ihren Körper mit Diäten."  Den Betroffenen sieht man die Krankheit nicht an.Bulimiker sind meist weder dünn noch zu dick und haben das,was man eine "gute Figur" nennt. Aber: Sie haben auch eine panische Angst vor Gewichtszunahme. "Sind Bulimiker in Gesellschaft,essen sie normal,niemand merkt ihnen etwas an.Zurück in den eigenen vier Wänden,bricht diese Fassade zusammen.Heimlich verschlingen sie Unmengen (bis zu 12 000 Kilokalorien in einem Essanfall!). Anschließend schämen sie sich für das ungezügelte Verhalten. Aus Angst zuzunehmen,befreien sie sich durch selbst herbeigeführtes Erbrechen oder Abführmittelmissbrauch wieder von den Kalorienmassen.Der Schweregrad der Krankheit richtet sich danach,wie häufig solche Attacken auftreten.Das kann von eins-bis zweimal pro Monat bis zu mehrmals wöchentlich oder gar täglich gehen. Experten nennen vor allem zwei Faktoren als Ursache: gesellschaftlicher Druck und familiäre Hintergrund. Der typische Bulimiker ist meist sehr pflichtbewusst und häufig beruflich erfolgreich.Nicht selten stammt er aus Familienverhältnissen,in denen Begriffe wie Leistungsdruck und Kontrolle vorherrschend sind. "Für Bulimiker ist die Krankheit eine Art Kontrollgewinn,sie können so viel essen wie sie wollen,ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen,also abnehmen,weil sie ja anschließend alles wieder erbrechen."

Heimliches Leiden: Bulimiker sind Meister des Vertuschens

Das Bedrohliche an der Krankheit ist der auf dauer unerträglich werdene psychische Druck,der häufig zu Depressionen führt.Bulimiker sind Meister des Vertuschens.Bis die Krankheit erkannt wird,vergehen oft Jahre.Denn Bulimiker schämen sich für das,was sie tun,und leben in ständiger Angst vor Entdeckung.Aus dem anfänglichen Kontrollgewinn ist der absolute Kontrollverlust geworden.Je länger die Krankheit dauert,desto mehr verlieren Patienten die Kontrolle darüber. "Es ist wie eine Sucht,aus der man alleine nur schwer herausfindet." Laut diversen Untersuchungen soll die Krankheit zwischen 30. und 40. Lebensjahr plötzlich wieder aufhören.Experten vermuten dahinter einen Therapie-Erfolg und Reifeprozess,etwa durch eine Familiengründung. "Aber das ist nur eine Vermutung." Tatsächlich existieren keine gesicherten Daten.Es kann sein,daß auch menschen über 35 jahre weiterhin heimlich unter der Krankheit leiden.

Der Einstieg in den Teufelskreis: Am Anfang war die Diät

Bulimiker sorgen sich übermäßig stark um ihr Äußeres.Im Vordergrund steht immer die Angst,nicht schlank und schön genug zu sein.Durch ständige Diäten versuchen Bulimiker,vor dem Ausbrechen der Krankheit ihren Körper den gesellschaftlichen Schönheitsidealen zu unterwerfen.Deswegen heißt es bei Bulimikern oft: Am Anfang war die Diät. Zeigen Diäten nicht den gewünschten Erfolg,scheint Erbrechen oft als einfache Lösung,um nicht zuzunehmen.Bis Bulimiker selbst erkennen,daß dieses Verhalten krankhaft ist,vergehen meist mehrere Monate.Charakteristisch für die Patienten ist eine emotionale Kasteiung.Bulimiker sind oft so erzogen worden,daß sie ihre Gefühle "im Griff haben" und sich keine Blöße geben wollen.

Warnsignale: Wie Eltern die Krankeit erkennen können

Es gibt ein paar Anhaltspunkte,bei denen Eltern aufhorchen sollten,zum Beispiel,wenn

.  immer wieder Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank oder der Speisekammer verschwinden.

.  Sie morgens häufig Essensreste im bett ihres Kindes finden.

.  Ihr Kind viel isst,aber nicht dicker wird.

.  Ihr Kind wenig isst,aber nicht dünner wird.

.  Ihr Kind während oder gleich nach dem essen zur Toilette geht.

.  Sie häufiger Spuren von Erbrochenem im bad entdecken.

.  Ihr Kind während des Essens übermäßig viel trinkt (das erleichtert das anschließende Erbrechen).

.  Ihr Kind ohne äußeren Anlass häufig bedrückt oder verstimmt ist.

.  Ihr Kind an Kreislaufstörungen und Blässe leidet,ohne krank zu sein.

Je mehr der genannten Faktoren Sie entdecken,desto wahrscheinlicher ist die Vermutung,daß ihr Kind an Bulimie leidet. "Das Wichtigste ist,die Geheimnistuerei zu durchbrechen.Dies muß auf behutsame,freundliche,aber offene Art und Weise geschehen,die frei von Verboten oder Vorwürfen ist.So können Eltern zum Beispiel sagen: "Hör mal,wir nehmen wahr,daß du heimlich isst und auch immer wieder erbrichst.Wir möchten dir gerne helfen,da wieder herauszukommen." Eine andere Möglichkeit: Vor dem Gespräch mit dem Kind können die Eltern  Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen,um sich selbst erst einmal gründlich zu informieren.Empfehlenswert sind alle Adressen,die eine Therapie zu essstörungen anbieten,aber auch Familientherapie.Adressen vermitteln zum Beispiel Krankenkassen und Ärztekammern.

Therapieziele: neues Lebensgefühl und wieder Freude am Essen

Darüber hinaus müßen Bulimi-Patienten selbst in therapeutische Behandlung,denn es handelt sich um eine schwere psychische Erkrankung,die mit familiärer Hilfe allein nicht zu bewältigen ist.Die bewährte Behandlung stützt sich auf zwei Säulen: um fassende psychologische Betreuung und begleitende Ernährungstherapie. An erster Stelle steht die Psychotherapie,die sich meist über einen Zeitraum von eins bis zwei Jahren erstreckt,wobei Betroffene mindestens ein- bis zweimal pro Woche therapeutisch behandelt werden sollten.Einen Schwerpunkt bildet dabei die Gesprächstherapie.Gemeinsam mit dem Therapeuten werden Selbstzweifel und Ängste besprochen und bearbeitet. In einem erweiterten Programm geht es darum,durch künstlichen Ausdruck wie Malen das Lebensgefühl zu verbessern und Gefühle zu äußern.Sehr wichtig ist es außerdem,den patienten ein neues positives Körpergeühl zurückzugeben.So können Frauen etwa durch Tanztherapie wieder lernen,ihren Körper zu lieben.Ein solch vielfältiges Angebot ist meist jedoch nur im stationären Bereich möglich.Eine Alternative bieten tageskliniken.Die Patienten sind tags in der Klinik,gehen aber abends nach Hause und nehmen am normalen Leben teil.Empfehlenswert ist neben dieser psychologischen Betreuung eine begleitende Ernährungstherapie. " Bulimie-Kranke können nicht mehr normal essen.das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl ist verloren gegangen.Deswegen geht es bei einer Ernährungstherapie darum,das Essen wieder zu lernen." Ob stationäre oder ambulante Ernährungstherapie : Das gesunde Essen und die Freude am Essen stehen immer im Vordergrund.Unter therapeutischer Anleitung lernen die Patienten zum Beispiel auch Programme wie autogenes Training,die sie auch zu Hause erfolgreich nach den Mahlzeiten anwenden können,um von der Brechsucht loszukommen.  Wichtig ist außerdem,das unkontrolierte Essen zu beenden.Deshalb lernen Patienten in jeder Ernährungstherapie,sich an einen Essensplan zu halten,der die Mahlzeiten in ganz bestimmte Mengen und zu ganz bestimmte Uhrzeiten einteilt.Oft ist es erfolgreich,den früheren Rhythmus wieder zu übernehmen." Damit die Therapie möglichst gute Aussichten auf Erfolg hat,empfiehlt es sich,mit einer stationären  Behandlung (Dauer etwa acht bis zwölf Wochen) zu beginnen und dann mit einer ambulanten Therapie fortzufahren.Die Bulimie ist eine anerkannte Krankheit.Die Therapie wird deshalb voll von den Krankenkassen bezahlt.

                                    Wie Bulimie krank machen kann

         Neben der psychischen  Belastung kann Bulimie auch diese Probleme verursachen:      

. Durch das ständige Erbrechen kommt es zu einem hohen Elektrolytverlust.Weil Mineralstoffe wichtig für die Kreislaufregulation sind,wird der Kreislauf instabil.Zusammenbrüche sind möglich.Langfristig führt das gestörte Mineralstoff-Gleichgewicht zu Knochenschwund (Ostreoporose).

. Magen und Speiseröhre werden durch das Erbrechen des sauren Mageninhalts angegriffen.Es kann zur chronischen Entzündung der Speiseröhre kommen.Die Speicheldrüsen schwellen an.Der Betroffene entwickelt die typischen Hamsterbacken.Durch Riesenportionen können sich Magen und Darm verändern.

. Der Missbrauch von Laxanzien (Abführmittel) verstärkt den durch das Erbrechen ausgelösten Mineralstoffmangel.

. Auch die Zähne leiden durch das ständige Erbrechen, sie werden kariös.Nicht selten ist es der Zahnarzt,der die Krankheit als Erster feststellt.

. Bulimiker sind häufig depressiv. Sie schämen sich und hassen das,was sie tun. Die Depression kann in manchen Fällen in den Selbstmord führen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                  

 

 

 

     

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