Keine Angst vor der ANGST

 

Jeder hat Angst: Angst,den Job zu verlieren,Angst,dass den Kindern etwas passiert.Angst vor einem Krieg,Angst,unheilbar krank zu werden.Sind wir deshalb ein Volk von Angsthasen?"Überhaupt nicht"

"Angst ist eine ganz natürliche und gesunde Emotion.Genauso wie Freude,Zorn und Traurigkeit."Gefühle der Angst treten auf,wenn wir eine Situation als bedrohlich,unkalkulierbar,eben als ungewiss empfinden.Und weil Arbeitsplätze nicht mehr so sicher sind wie noch vor ein paar Jahren,zeigt die Angst vor dem Jobverlust eher an,dass wir heute in diesem bereich sensibilisierter sind.

Wo Angst mit im Spiel ist,neigt jeder zu erhöhter Vorsicht,Umsicht und Aufmerksamkeit.Das ist auch gut so.Denn ob beim Autofahren auf Glatteis oder bei einer schweren Prüfung,Angst kann dazu beitragen,die knifflige Situation erfolgreich zu bestehen.Eine gute Portion Angst sicherte bereits den frühzeitlichen Menschen das Überleben.Bei Gefahr stellte sich der Körper auf schnelles Entscheiden und handeln ein:Flucht oder Verteidigung? das Herz schlug schneller,die Muskeln spannten sich an,Hormone wie Noradrenalin und Adrenalin schärften Konzentration und Aktionsfähigkeit.

Dieses "Gefahrenprogramm" des Körpers ist uns bis heute geblieben- auch wenn bedrohliche Situationen seltener geworden sind.Doch manchmal gerät dieses Programm,das der Organismus in kritischen Situationen natürlicherweise ablaufen lässt,aus dem Ruder.Der Körper wittert dann ohne ersichtlichen Anlass Gefahr und fährt seine Gegenmaßnahmen grundlos hoch.

"Ich war mit meinem Mann in der Stadt einkaufen.Da schnürrte es mir von einem Moment zum anderen die Brust zu,als ob jemand einen engen Eisenring darum gezurrt hätte.Mir blieb sofort die Luft weg und Todesangst überkam mich",erzählte Yvonne Langner,26,von ihrer ersten Panikattacke."Das nächste Mal überfiehl sie mich mitten bei meiner Arbeit als Zahnarzthelferin.Mir wurde schwindelig,ich mußte raus.Später ließ ich meinen Körper durchchecken.Doch organisch war alles in Ordnung.Schlimm wurde es,als ich mich ein paar Tage später nicht mehr in die Praxis traute.Die Angst vor der Angst hielt mich zurück."

"Problematisch wird es,wenn jemand wirklich unter seinen Angstgefühlen leidet und durch sie im Berufsleben oder im privaten Bereich deutliche Einschränkungen erfährt." Kann sich ein Mensch nicht mehr von seiner Angst distanzieren,weil seine Gesanken ständig darum kreisen,führt das zu körperlichen Begleiterscheinungen und schließlich zu Krankschreibungen.Dann sprechen wir von Angststörungen.

Rund 17 Prozent aller Deutschen leiden ein Mal in ihrem Leben unter Angststörungen."Rechnet man noch die Phobien,also zielgerichtete Furcht,dazu,zum Beispiel die Angst vor Spinnen,so erhöht sich die Zahl sogar auf rund ein Viertel in unserer Bevölkerung.Auf Dauer stresst Angst den Körper und die Psyche.Der Betroffene wird versuchen,solche Angst machenden Situationen zu vermeiden.das Schlimme:Jeder Ort,jede Situation kann zum Angstauslöser werden.das engt den Lebensradius immer stärker ein.Im schlimmsten Fall ist der Erkrankte seine Angst hilflos ausgeliefert.

 

Angststörungen haben viele Ursachen

damit übermächtige Angst entsteht,müssen mehrere Faktoren zusammentreffen:

. " Wir wissen aus verschiedenen Studien ,dass Angsterkrankungen in manchen Familien gehäuft vorkommen,also offensichtlich eine erbliche Komponente für die Angstbereitschaft.Aus diesem Grund suchen Forscher verstärkt nach neurobiologischen Ursachen der Angst."Wir können jedoch nicht allein aus Tierversuchen auf den Menschen schließen.Schließlich ist die begründete Angst einer ratte vor elektrischen Schlägen etwas anderes als die unbegründete Angst eines Menschen,im Aufzug oder während eines Konzerts an einer Panikattacke zu sterben.Wissenschaftler sind sich heute einig,dass der Gehirnstoffwechsel bei der Entstehung von Angst eine wichtige Rolle spielt.

. Auch ein überhütender ,ängstlicher Erziehungsstil scheint Einfliuss zu haben.

. Überlastung und anhaltender Stress können den Ausbruch einer Angsterkrankungen begünstigen.

. Und nicht zuletzt können belastende Lebensereignisse der Auslöser einer Angststörung sein- zum    Beispiel der Tod eines nahen Angehörigen oder der Verlust des Arbeitsplatzes.

 

 

Die häufigsten Angststörungen

Es gibt viele Arten von Angsterkrankungen.Die vierwichtigsten stellen ich euch im Folgenden vor.

Panikstörungen:  Für diese unerwartet auftretenden Angstattacken gibt es auf den ersten Blick meist keinen eindeutigen Auslöser.Sie sind von körperlichen Symptomen begleitet wie Herzrasen,Brustschmerz,Zittern der Hände,Schwitzen,Schwindel oder dem gefühl zu ersticken. Häufig erzählen Patienten von Todesangst und Kontrollverlust. Normalerweise werden bei ärztlicher Untersuchung keine körperlichen Krankheiten festgestellt,die die Attacken erklären könnten.Viele patienten bleiben deshalb über Monate und Jahre unbehandelt oder bekommen Beruhigungsmittel,die das Problem jedoch nicht lösen. "Im Gegenteil: Es erhöht sich sogar die Gefahr,dass die Panikanfälle chronisch werden."  Aus Angst vor weiteren Panikanfällen vermeiden Betroffene Situationen,die in eine Attacke münden können.Mehr als zwei Drittel haben gleichzeitig eine "Agoraphobie" - eine Angst vor offenen Plätzen - oder davor,sich in einer Umgebung mit vielen Menschen aufzuhalten,wo es eng werden kann.

 

Generalisierte Angststörung (GAS):  Diese Erkrankung entsteht meist schleichend. Häufig sind Personen betroffen,die sich seit Jahren als ängstlich einstufen und sich ständig Sorgen machen: wegen der Kinder,wegen der Arbeit,wegen der Ernährung.Deshalb der Begriff "generalisiert",was "allgemein" bedeutet.Immer fürchten die Betroffenen das Schlimmste. "Kommt dazu eine Krise oder eine Umbruchsituation,entstehen regelrechte Sorgen-Exzesse.Die wiederum führen zu ´Schlaf- und Konzentrationsstörungen,zu Muskelverspannungen oder Ruhelosigkeit. " Weil das den Betroffenen jedoch bekannt vorkommt,glauben sie an Nervosität oder unter körperlichen Beschwerden zu leiden.Weitere Folgen sind Magenschmerzen ,Übelkeit,ständige Anspannung,Herzrasen und Schwindel. das Dilemma:  Die patienten gehen häufig zum Arzt,sprechen dann jedoch zum Beispiel über ihre Schlafstörungen und bekommen Mittel dagegen.Ihr eigentliches Problem bleibt dabei ungelöst,wird möglicherweise noch verschlimmert.Studien zeigen,dass nahezu jeder zweite Patient mit einer generalisierten Angststörung vom hausarzt nicht erkannt und nicht behandelt wird.

 

Soziale Phobie:  Dies Angststörung wird häufig verharmlost. "Phobos" heißt auf Griechisch "Angst". Betroffene haben Angst vor der Bewertung duch andere.Sie fürchten sich,vor anderen zu sprechen und versuchen,die ängstigenden Situationen zu vermeiden.Im lauf der Jahre kann das jedoch in die Isolation führen.Wer darunter leidet,sagt zum Beispiel:"Partys machen mir keinen Spaß:" "Dahinter stecken doch übertriebene Schüchternheit,die Angst,ständig beobachtet zu werden,etwas Falsches zu sagen oder zu machen."

 

Spezifische Phobie:  Dabei hat man nur vor einer sache Angst,zum Beispiel vor Spinnen,Blut oder vor dem Fliegen.Überlappungen der Phobien sind möglich.Sich vor Spinnen zu ekeln ist noch keine Phobie.Wenn allerdings das Angstgefühl heftige Körperreaktionen wie Zittern und Herzklopfen hervorruft,beeinträchtigt es das Leben deutlich.Dennoch gehen Betroffene selten zum Arzt.

 

Ängste lassen sich wirksam und nachhaltend behandeln

Sinnesreize erreichen über Augen,Ohren und Nase direkt und ohne Umwege den mandelkern (Amygdala), unser emotionales Kontrollzentrum im Zwischenhirn.Hier werden Gefühle ausgelöst,bevor der rational arbeitende Teil des Gehirns überhaupt in der Lage ist einzugreifen.Hier hat die Angst ihren Sitz. "Deswegen ist es verständlich,dass Angst oft als überfallartig und unverständlich erlebt wird.Umso wichtiger ist es,sich aktiv und kontrolliert damit auseinander zu setzen!Nur so kann die Erfahrung wachsen,dass man die eigene Angst unter Kontrolle hat - und nicht umgekehrt." Ängste sind heilbar!

"Ich wollte wieder ein normales Leben führen.Deshalb habe ich eine Verhaltenstherapie gemacht.Und weil ich meine schwierige Lebenssituation - die Trennung von meinem Mann - besser bewältigen möchte,habe ich mit einer Gesprächstherapie begonnen", erzählt Yvonne Langner. " Klopft heute eine Panikattacke an,behandle ich sie wie einen ungebetenden gast.Ich sage:Ich kenne dich,du kannst mich nicht mehr beeindrucken."

 

Folgende Behandlungmethoden unterscheiden die Experten:

Verhaltenstherapie:  Sie besteht aus zwei Strategien und hat sich besonders bewährt.In der Konfrontationstherapie setzt sich der Betroffene nach bestimmten Regeln einer Angst machenden Situation aus: Er steigt etwa in den Fahrstuhl.Dabei erfährt er, dass seine Ängste wieder abklingen und er die Situation durch Gedanken und Gefühle beeinflussen kann.Die kognitive Therapie (kognitiv =erkennend) zielt darauf,im Gespräch Einschätzungen und Bewertungen zu vermitteln,die der Wirklichkeit entsprechen und nicht dem Katastrophendenken des Patienten.Wer seine Angst überwinden will und sich zu einer Therapie  durchringt,hat gute Chancen auf Erfolg.Bei Panikstörungen etwa liegt die Erfolgsquote bei 80 Prozent. "In den meisten Bereichen der Angststörungen ist die psychotherapeutische Betreuung mit Verhaltenstherapie mindestens so aussichtsreich wie eine medikamentöse Behandlung - mit dem Unterschied,dass man hier keine Nebenwirkungen im Kauf nehmen muss."

 

Medikamente :   Wer unter schweren Angststörungen leidet,erhält zunächst Medikamente in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie.Sie lindern Symptome wie Unruhe und nervöse Spannung.Bevorzugt werden Antidepressiva gegeben,die nicht süchtig machen und das Serotoninsystem beeinflussen,also nicht nur oberflächlich die Unruhe bessern.

 

Simulator-Thearpie :   Bei Phobien wie Flug - oder Tunnelangst können Patienten (etwa an der Uni Würzburg) die Angst auslösenden Situationen als Computersimulation per Videobrille erleben und bewältigen. " Wir können die angstbesetzten Situationen so oft  wiederholen wie nötig." Die Kassen übernehmen 300 Euro aber derzeit nicht!

 

Psychotherapie :   Wer nach einer Verhaltenstherapie mehr darüber wissen möchte,wie seine Ängste entstanden sind,kann das mit einer Psychotherapie erfahren.Dabei stehen verdrängte Konflikte im Mittelpunkt,die dem Betroffenen durch verschiedene Techniken bewusst gemacht werden.

 

Hier findet ihr Hilfe

DASH - Deutsche Angststörungen Hilfe und Selbsthilfe

Bayerstraße 77 a,80335 München

 

Angstambulanzen sind meistens an die Kliniken für Psychosomatik oder die Institute für Psychologie und Psychatrie der deutschen Universitäten angeschlossen.Adressen von Ambulanzen findet ihr unter http://www.GesundheitPro.de

 

Forum und Internet

Ihr habt noch fragen zum Thema "Angststörungen"? Im Internet-Forum der Apotheken Umschau unter  http://www.GesundheitPro.de   werden sie  am 10. und 11. April beantwortet von: Dr. Jürgen Hoyer,dem Leiter der Psychotherapie-Ambulanz an der Technischen Universität Dresden, und von Claus Wolff-Menzler von der Angstambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Göttingen

 

Eine Wahre Geschichte

Heide Gebauer,40 Jahre:Setz dich zu mir,sagte ich wütend zur Panik                   

Es war vor 15 Jahren,während eines Besuchs bei meinen Eltern.Gellend rief meine Mutter durchs Haus nach mir.Vater war zusammengebrochen.Hilflos hielt und stützte ich ihn,wusste nicht,was ich tun sollte.Meine Mutter stand an der Tür und wartete auf den Notarzt.Der kam schnell,doch für meinem vater zu spät - er starb in meinem Armen. Zwei Tage danach,noch vor vaters Beerdingung,fing mein Herz nachmittags plötzllich zu rasen an,hämmerte fest und schmerzhaft.Mein erster Gedanke : Jetzt kippe ich genauso um wie er.Der Hausarzt versuchte mich zu beruhigen und versicherte,dass mein herz zwar irritiert,aber völlig gesund sei.Er verschrieb mir Benzodiazeine.

Fast drei Jahre später - inzwischen war ich mit meinem Mann Thomas und den Kindern ins Elternhaus gezogen - schienen sich die Ereignisse zu wiederholen.Zufällig guckte ich aus dem Fenster und sah meine Mutter im Blumenbeet liegen.Sofort rief ich den Notarzt.Mutter kam in die Klinik - zum Glück rechtzeitig. Auf dem Rückweg begann wieder mein Herz zu jagen.das war mir bereits bekannt.Doch dann schnürrte es mir plötzlich der Atem ab.Ich keuchte nach Luft.Schreckliche Angst aus dem Nichts überfiel mich.Meine Hände zitterten und ich schwitzte.Ich hatte das gefühl,mich aufzulösen,die Kontrolle über meinen Körper und über meine Gedanken zu verlieren.Etwas Unbekanntes kroch in mir hoch,breitete sich aus,vernichtete mich.Ich glaubte,gleich sterben zu müssen.das tat ich nicht,aber ich erbrach mich so lange,bis ich nur noch würgte. Und die Angst vor dieser schrecklichen Angst blieb. Was half es mir,dass die anderen sagten:"Reiß dich zusammen.Du bist vollkommen gesund,hast süße KInder und einen netten Mann." Nichts,gar nichts! Ich fühlte mich nur noch mehr als Versagerin und zu nichts nutze.Wie sollte ich meine Kinder beschützen,für sie Verantwortung übernehmen,wenn ich das nicht einmal für mich alleine schaffe" ich war völlig verzweifelt. Und die Panikattacken kamen immer häufiger - beim Einkaufen, beim Zugfahren,auf der Straße.Ich konnte nichts steuern,nicht die Angst,das Herzrasen,nicht den Verlust von  Kontrolle oder das Erbrechen. Und weil ich Angst davor hatte,draußen tot umzufallen,traute ich mich nicht mehr aus dem Haus. Allein sein war für mich ebenso schier unmöglich. Mein Bruder schaute täglich nach mir.In dieser schwierigen Situation wurde ich wieder schwanger.Nein,ich wollte nicht auf dem Sofa mein Leben freudlos absitzen.Ich wollte raus aus dieser Falle und ein normales Leben führen. Aber wie? Wegen meiner Schwindelattacken ging ich zum Neurologen.Der riet mir dringend zu einer psychotherapeutischen Behandlung.In einer kleinen Stadt ist so ein Schritt nicht einfach.Manche Leute denken hier,wer einen Psychoterapeuten braucht,der ist verrückt.Ich habe genau gewusst,dass ich das nicht bin.Deshalb nahm ich all meinen Mut zusammen und fand schließlich eine Therapeutin,die ich Tag und Nacht erreichen konnte.Eines Tages sagte die Psychotherapeutin etwas wichtiges zu mir: "Sag nicht zur Panikattacke:"Bleib weg,hau ab!"  Ruf ihr zu:" Setz dich zu mir,red mit mir!"  Das war die Wende.Meine unbändige Wut half mir,ich wollte mich von den Attacken nicht weiter bestimmen lassen.Als ich merkte,dass diese Strategie aufgeht,habe ich mich stärker gefühlt.Nun wagte ich mich auch in Angst machende Situationen.Beim Einkaufen dachte ich: Hier sind so viele Menschen.Wenn mich die Panik holt,wird mich schon einer retten.Und eines tages konnte ich sogar wieder Zug fahren.Ich habe es geschafft,nicht zuletzt durch gute Freunde.Heute mache ich mir nicht mehr so viele Sorgen.Meine Kinder sind toll und stark.Die schaffen ihren Weg.Und ich möchte jetzt mitten im Leben sein.

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